Eine Hand hält mehrere Röhrchen mit Blutproben.

Die DG.ME/CFS fördert drei neue Forschungsprojekte

Die DG.ME/CFS fördert drei neue Forschungsprojekte

75.000 Euro für ME/CFS-Studien

Im Rahmen des Forschungsprogramms der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS freuen wir uns, in diesem Jahr gleich drei Projekte mit je 25.000 Euro fördern zu können. Die geförderten Projekte sind in den Bereichen Biomarker- und Versorgungsforschung angesiedelt.

Auf die Ausschreibung im Herbst 2023 hatten sich zahlreiche Forschungsgruppen beworben. Aufgrund der hohen Qualität der Bewerbungen und einer hohen Einzelspende, ist es der DG.ME/CFS in diesem Jahr möglich, drei Projekte, anstatt der geplanten zwei, zu fördern.

Ziel des Forschungsprogramms ist es, kleinere explorative Studien und Pilotstudien zu finanzieren, die im besten Fall Aussicht auf Anschlussförderung – insbesondere durch die öffentliche Hand – haben. Bereits im letzten Jahr haben wir zwei Projekte gefördert. Informationen zu diesen Projekten finden Sie hier. 

Bedeutung Raman-spektroskopischer Signaturen aus Blutzellen in der ME/CFS-Diagnostik 

Das erste Projekt am Leibniz-Institut für Photonische Technologien unter der Leitung von Dr. Anuradha Ramoji untersucht in Zusammenarbeit mit der Universität Jena die Möglichkeit, molekulare Veränderungen in peripheren Blutzellen (PBMC) mittels Raman-Spektroskopie zu identifizieren, die bei Post-Exertioneller Malaise bei ME/CFS auftreten. Im Rahmen der Studie werden die Blutproben von ME/CFS-Erkrankten mit denen von Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen verglichen. Dazu werden von den ME/CFS-Erkrankten 24 Stunden vor und nach Belastung eine Vollblutprobe abgenommen und die Blutzellen mittels Raman-Spektroskopie untersucht.

Derzeit gibt es keinen Biomarker für ME/CFS. Die Integration von Einzelzell-Raman-Spektroskopie und künstlicher Intelligenz könnte möglicherweise einen nicht-invasiven, zuverlässigen und objektiven diagnostischen Ansatz für ME/CFS liefern.

Entwicklung und Evaluation interaktiver Seminare für angehende Ärztinnen und Ärzte zur Destigmatisierung von Menschen mit ME/CFS („SEE-ME“)

Das zweite Projekt unter der Leitung von PD Dr. Blome und PD Dr. Sommer am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) soll Medizinstudierende mittels zweier Workshops zur Destigmatisierung von Menschen mit ME/CFS bereits früh in der Sozialisation aufklären und Stigmatisierung verringern. Zentrale Elemente sind Wissensvermittlung und persönliche Begegnungen sowie ein Austausch mit Betroffenen und/oder Angehörigen. Der erste Workshop wird evaluiert und anhand einer differenzierten Bewertung zu stigmatisierenden Einstellungen und Stereotypen vor und nach der Teilnahme nach der ersten Durchführung optimiert.

Entwickelt wird der Workshop vom Studienteam zusammen mit vier Betroffenen bzw. Angehörigen und vier Medizinstudierenden, auf Basis bereits etablierter Formate von Destigmatisierungsworkshops. Ärzt*innen mit Erfahrung in der Behandlung von ME/CFS werden als Kooperationspartner*innen eingebunden.

Langfristiges Ziel ist es, die Workshops auf andere Berufsgruppen aus dem Gesundheitsbereich zu erweitern und diese auch an anderen Universitäten durchzuführen.

Integrierte Versorgung von ME/CFS bei Kindern und Jugendlichen mittels App-basiertem Telemonitoring

Das dritte Projekt wird von Jeremy Schmidt von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum für Kinder- und Jugendmedizin OWL der Universität Bielefeld am Evangelischen Klinikum Bethel und Dr. Zoe Oftring vom Institut für Digitale Medizin der Phillips-Universität Marburg des Universitätsklinikums Gießen und Marburg geleitet. Im Projekt soll eine bessere Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit ME/CFS durch App-basiertes Telemonitoring untersucht werden. ME/CFS-Kranke sind oft haus- oder bettgebunden. Telemonitoring ermöglicht hier das Sammeln wichtiger Vitalzeichen, longitudinales Symptomtracking sowie eine engmaschige ärztliche Anbindung auf Basis niederschwelliger telemedizinische Kommunikationswege zu Spezialambulanzen.

Ziel ist es, eine hybride Versorgung der jungen ME/CFS-Erkrankten zu entwickeln (mit Videocalls, Wearables, digitalen Sensoren, z. B. für den Blutdruck), die später in die Regelversorgung integriert werden kann und evtl. auf Erwachsene übertragen werden kann.

Die Studie baut auf den Erfahrungen der Machbarkeitsstudie „coverCHILD Telemonitoring“ auf, die die o. g. Institutionen gemeinsam mit dem Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen (MCFC) der TU München bei Jugendlichen mit Post-COVID-Syndrom durchgeführt haben.

Wir bedanken uns bei unseren Mitgliedern und Spender*innen, die diese Förderung möglich gemacht haben.